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Der Kueng Superio Grossbass.,Sven Hoja, 2003-12-09 
Hier ein paar Infos zu meinen Kueng Superio Grossbass . Es ist der erste Großbaß, den man dank seines Knicks direkt anblasen kann. Er hat eine schlanke, glatte Außenform, nur der Knick weist so ein Kynseker-ähnliches Wellenprofil auf. Die größenbedingt zahlreich vorhandenen Klappen sind von bewährter, erstklassiger Küng-Qualität. Der Fuß ist unten verschlossen, so daß man das ganze Instrument zum Spielen wahlweise auf den Boden stellen kann. Alternativ läßt sich in eine entsprechende Messingbuchse am Fuß ein zusätzlich käuflicher oder selbst anzufertigender Stachel einsetzen, um ihn auf eine angenehme Höhe zu bringen. Meine persönliche Lieblings-Spielhaltung ist allerdings die stehende Saxophon-Haltung mit der Röhre rechts vom Körper. Dank des erträglichen Gewichtes und eines komfortablen Tragegurtes geht das - bei mir zumindest - stundenlang. Das Material ist Ahorn mit einer dunklen, seidenmatt gebeizten Oberfläche.
Nebenbei eine kleine Anekdote dazu: Gestern hatten wir ein Gemeindekonzert, bei dem ich den Großbaß zum erstem Mal öffentlich gespielt habe. Nach unserem Vortrag stand er in einer Ecke, wo dann eine Zuhörerin völlig verzückt darüber streichelte (!) und ganz begeistert von dem Finish war.

Zum Spielen:

Dank des zwar recht voluminösen, aber normal geformten Schnabel-Mundstückes hat man ein Spielgefühl wie bei jeder (na ja) anderen Blockflöte. Die Anblastechnik erfordert etwas Übung. Die tiefe c braucht, wenn man es einzeln spielt, einen seeehr entspannten Luftstrom. Das gleiche gilt überraschenderweise auch für die hohen Töne ab dem a in der zweiten Oktave, die man locker und sachte, aber präzise anblasen sollte; dann kommen sie sauber und klar mit nur minimalem Rauschen. Allen Tönen dazwischen kann man richtig Dampf geben, sie schlagen klangmäßig dann so ziemlich alles, was man sonst von Großbässen kennt. Das gilt auch für die Halbtöne, bei denen man sich jedoch teilweise auf abweichende bzw. alternative Griffe einstellen muß. So gibt es für den rechten kleinen Finger drei - bequem bedienbare - Klappen für c / cis / d sowie eine fis-Ringklappe für den rechten Zeigefinger. Bis hierhin also ein optisch, akustisch, handwerklich und vom Spielgefühl her absolut überzeugendes Instrument.

Folgende Einschränkungen sollen jedoch nicht verschwiegen werden:

Erstens: Durch den sehr breiten Windkanal strömt die Anblasluft relativ langsam; sie hat daher reichlich Zeit, Tröpfchen zu bilden und den Windkanal zu verstopfen. Zwar legt Küng dem Instrument ein Fläschchen Moeck(!)-Anticondens bei, aber davon bin ich nicht so begeistert. Das recht voluminöse Mundstück am Körper vorzuwärmen, braucht einerseits geräumige Kleidung, andererseit reichlich Zeit. Bisher habe ich für dieses Problem außer dem Bemühen um möglichst trockenes Blasen noch keine wirklich gute Lösung gefunden.

Zweitens: Wegen des verschlossenen Fußstückes kann man das Instrument nicht auf einem der gängigen Flötenständer abstellen; dazu ist man auf einen zusätzlich zu erwerbenden Spezialständer angewiesen. Drittens: Lieferzeiten! Ich bin durch frühzeitiges Nachfragen im April auf der Warteliste gelandet und habe mein Instrument dann Anfang Juli bekommen. Zur Zeit liegt die Lieferzeit so bei 6 Monaten.

Last but not least: Der Preis! Angesichts der Qualitäten des Instrumentes sicher vertretbar, aber 2100 Euro für den Großbaß einschließlich Koffer plus 49 Euro für den Ständer (Listenpreise) sind ja nun schon ein Wort... Und Hoffnungen auf den Gebrauchtmarkt wird man sich vorläufig wohl auch kaum machen dürfen: Falls sich wider Erwarten irgend jemand in absehbarer Zeit wieder von solch einem Teil trennen sollte, wird es bei ebay wohl den Mercedes-Effekt geben, wo das Ding dann mit 30% Aufschlag weggeht. Noch ein Tip zum Schluß: Da Gerri Bollinger die Instrumente in mehr oder weniger Einzelfertigung herstellt, hatte ich die Chance, während der Wartezeit noch Wünsche hinsichtlich des Klanges zu äußern. Standardmäßig hat der Großbaß einen sehr dunklen Klang; meiner ist dagegen etwas schlanker und klarer eingestellt.

Testen kann man das Instrument z.B. bei Margret Löbner in Bremen und den Göbels in Schwelm, die jeweils ein Vorführexemplar im Laden haben. Wie es in anderen Gegenden kann ich leider nicht sagen, sollte aber bei Küng zu erfahren sein.
Ich übernehme allerdings keinerlei Verantwortung für anschließende Suchterscheinungen...

Sven